Vorzeitige Sterblichkeit
Definition
Der Indikator zeigt die Zahl der Todesfälle innerhalb der Bevölkerung unter 70 Jahren, bezogen auf 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner unter 70 Jahren. Die vorzeitige Sterblichkeit wird anhand der „alten Europastandardbevölkerung“ ermittelt. Dabei handelt es sich um eine hypothetische Standardbevölkerung. Die Altersstandardisierung erlaubt einen von Unterschieden in der Altersstruktur unbeeinflussten Vergleich der vorzeitigen Sterblichkeit.
Die unter 1-Jährigen und damit die Säuglingssterblichkeit sind von der Betrachtung ausgeschlossen.
Datenquelle ist die Todesursachenstatistik, in deren Rahmen alle Todesbescheinigungen erfasst und ausgewertet werden.
Beschreibung
Gesundheit und Lebenserwartung werden von zahlreichen Einflussfaktoren bestimmt, so auch der Anteil der Bevölkerung, der vor dem 70. Lebensjahr und damit vorzeitig verstirbt. Individuelle Lebensgewohnheiten, beispielsweise der Konsum von Tabak und Alkohol, die Ernährungsweise sowie Umfang und Regelmäßigkeit körperlicher Betätigung beeinflussen die Lebensdauer. Aber auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen wie Einkommen und Bildung, die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen oder die Qualität der medizinischen Versorgung spielen eine Rolle.
Entwicklung und Bewertung
Das bundesweite Ziel der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie sieht vor, die vorzeitige Sterblichkeit bis zum Jahr 2030 auf höchstens 100 Todesfälle bei Frauen und 190 Todesfälle bei Männern je 100 000 Einwohnerinnen beziehungsweise Einwohner zu senken.
In Baden-Württemberg geht die vorzeitige Sterblichkeit zurück. Im Jahr 2020 starben im Land 13 991 Männer und 7 554 Frauen, bevor sie das 70. Lebensjahr erreichten. Dies sind knapp 228 Männer und 120 Frauen je 100 000 der (standardisierten) Bevölkerung.
2019 lag die Rate für Männer ebenfalls bei etwa 228, während knapp 126 Frauen pro 100 000 frühzeitig verstarben. Das sind deutlich weniger als im bundesweiten Schnitt, der 2020 bei 276 Männern und 145 Frauen je 100 000 der entsprechenden Altersklasse lag. Das Bundesziel wird bei gleichbleibender Entwicklung jedoch auch in Baden-Württemberg voraussichtlich verfehlt werden.
Wie auch im Bundesdurchschnitt hat sich bei längerfristiger Betrachtung der geschlechterspezifische Abstand bei der vorzeitigen Sterblichkeit von Männern und Frauen verringert. 2020 nahm jedoch die vorzeitige Sterblichkeit der Frauen wesentlich stärker ab als die der Männer, sodass der Abstand zwischen den Geschlechtern wieder zunahm.
Den größten Anteil an den Todesursachen vorzeitiger Sterblichkeit hatten im Jahr 2020 bösartige Neubildungen (37,5 Prozent), gefolgt von Krankheiten des Kreislaufsystems (21,0 Prozent). Auch Todesfälle aufgrund äußerer Ursachen wie Unfälle, Vergiftungen oder Suizid hatten einen nicht unerheblichen Anteil (9,1 Prozent).
Entsprechend dem Rückgang der vorzeitigen Sterblichkeit hat sich die Lebenserwartung in Baden-Württemberg weiter deutlich positiv entwickelt und weist nach wie vor den höchsten Wert in der Bundesrepublik auf. Ein 2020 geborener Junge kann in Baden-Württemberg auf eine durchschnittliche Lebenserwartung von 79,9 Jahren hoffen, ein im gleichen Jahr geborenes Mädchen sogar auf 84,2 Jahre.
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2022: Statistisches Monatsheft 3/2022: 70 Jahre demografische Entwicklung in Baden-Württemberg.
Trendbewertung
Leitsatz Gesundheitsförderliche Lebenswelt
Nachhaltig handeln in Baden-Württemberg heißt …
… eine gesundheitsförderliche Lebenswelt zu ermöglichen.