Indikatorenbericht 2022
Hintergrundinformationen
Bevölkerung
Zum Jahresende 2021 lebten in Baden-Württemberg 11,12 Millionen Menschen. Nach geringen Wachstumsraten Anfang der 2000er Jahre führte ein Anstieg der Geburtenhäufigkeit, aber auch eine vermehrte Zuwanderung, vor allem in den Jahren 2013 bis 2017 wieder zu einem zwischenzeitlich größeren Wachstum der Bevölkerungszahl.
Dabei verläuft die Entwicklung innerhalb des Landes sehr unterschiedlich. In und um die Ballungsräume liegen die Wachstumsraten in den vergangenen zehn Jahren zum Teil bei 6,6 Prozent und mehr, während Gemeinden in den ländlichen Regionen wie dem Nordschwarzwald oder der Schwäbischen Alb oft mit einem Rückgang ihrer Bevölkerungszahl konfrontiert sind.
Prognosen über die Bevölkerungsentwicklung zufolge könnte die Bevölkerung bis zum Jahr 2041 aufgrund der Zuwanderung noch weiter zunehmen. Danach wäre jedoch mit einem Rückgang zu rechnen, da sich das Geburtendefizit aufgrund der Altersstruktur stetig vergrößert.
Entscheidend für die zukünftige Entwicklung im Land ist aber nicht nur die Bevölkerungszahl, sondern auch die Altersstruktur. Im Durchschnitt waren die Menschen in Baden-Württemberg (2021) bereits 43,8 Jahre alt und damit 4,5 Jahre älter als noch 1995, jede fünfte Person war Ende 2021 sogar über 65 Jahre alt.
Ursächlich für die Alterung der Bevölkerung ist zum einen eine immer noch zu geringe Geburtenrate, zum anderen auch die enorm gestiegene Lebenserwartung – seit Anfang der 1970er Jahre um knapp zehn Jahre bei den Frauen beziehungsweise um gut elf Jahre bei den Männern.
Längerfristig steht damit der wachsenden Zahl der potenziellen Rentenempfängerinnen und -empfänger eine abnehmende Bevölkerungszahl im erwerbsfähigen Alter gegenüber. Durch den Zuwanderungseffekt wurde die Alterung der Bevölkerung allerdings abgeschwächt, denn die Zugezogenen sind im Mittel deutlich jünger als die einheimische Bevölkerung.
Insgesamt lebten Ende 2021 etwa 1,8 Millionen Menschen mit nicht deutscher Staatsangehörigkeit in Baden-Württemberg, das sind rund 16 Prozent der Bevölkerung. Auch hier sind die regionalen Unterschiede groß: Die meisten Zugewanderten leben in den Ballungsräumen, beispielsweise hat jeder Vierte der Einwohnerinnen und Einwohner Stuttgarts keinen deutschen Pass. Die meisten Migrantinnen und Migranten stammen aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien und aus der Türkei.
Der demografische Wandel, gekennzeichnet durch eine fortschreitende Alterung der Gesellschaft und einen hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund, stellt Baden-Württemberg vor große Herausforderungen.
Noch stärker als bisher muss darauf geachtet werden, dass alle Menschen, gleich welcher Herkunft, die bestmöglichen Chancen auf eine qualifizierte Ausbildung und Arbeit erhalten. So haben sie die Möglichkeit, sich mit ihren individuellen Fähigkeiten und Qualifikationen ins Berufsleben einzubringen und damit Baden-Württemberg als Wirtschaftsstandort attraktiv und wettbewerbsfähig zu halten.
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Gemeindegebiet, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte seit 1961 (zuletzt aufgerufen 12.08.2022)
Birkmann et al. 2019: Entwicklung der Ländlichen Räume in Baden-Württemberg
Forschungsvorhaben im Auftrag des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (zuletzt aufgerufen 12.08.2022)
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (2022): Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 1/2022:
Der Alterungsprozess der Bevölkerung schwächt sich langfristig ab (zuletzt aufgerufen 12.08.2022)
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Durchschnittsalter und Altersgruppen nach Geschlecht (zuletzt aufgerufen 12.08.2022)
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Durchschnittsalter und Bevölkerungsanteile seit 1995 nach ausgewählten Altersgruppen (zuletzt aufgerufen 07.09.2022)
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (2022): Pressemitteilung 227/2022: Baden-Württemberg: Weiterhin höchste Lebenserwartung in Deutschland (zuletzt aufgerufen 30.08.2022)
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (2022): Pressemitteilung 97/2022: 1,82 Millionen Ausländerinnen und Ausländer leben in Baden-Württemberg (zuletzt aufgerufen 15.08.2022)
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Ausländer nach Staatsangehörigkeit (zuletzt aufgerufen 12.08.2022)
Datengrundlage und Methodik
Die im vorliegenden Bericht dargestellten Statusindikatoren wurden in einem mehrstufigen, partizipativen Verfahren mit dem Beirat für nachhaltige Entwicklung und Verbänden aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft sowie mit den Landesministerien erarbeitet. Dabei wurde auch auf die Fachexpertise sachkundiger Partner im Land wie der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, dem Statistischen Landesamt Baden-Württemberg sowie der Länderinitiative Kernindikatoren (LIKI) zurückgegriffen.
Voraussetzung bei der Auswahl von Indikatoren ist die Verfügbarkeit von Daten und deren Validität. Grundsätzlich besteht die Anforderung, Indikatoren über möglichst lange Zeiträume zu erheben, um einen Trend abbilden zu können.
Je nach Datenquelle und Komplexität der Datenreihe unterscheidet sich die Aktualität der Datenreihen. Grundsätzlich wurden die mit Stand Ende Juni 2022 verfügbaren Daten herangezogen. Aufgrund von Anpassungen in der Datenerhebung, beispielsweise der Bevölkerungserhebung nach Zensus, kann die Vergleichbarkeit von Datenreihen im Einzelfall eingeschränkt sein. Auf solche Besonderheiten wird immer hingewiesen, in der Regel bei den Schaubildern zu den Indikatoren.
Einige Statusindikatoren ermöglichen den Blick über Baden-Württemberg hinaus und zeigen neben der Datenreihe für Baden-Württemberg auch die entsprechende Datenreihe auf Bundesebene. Um die Vergleichbarkeit der Indikatoren auf Bundes- und Landesebene weiter zu verbessern, wurde das Indikatorenset soweit wie möglich mit dem bundesweiten Indikatorensatz der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und den Indikatoren der Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Entwicklung der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder harmonisiert. 26 Indikatoren sind nun mit den Sets des Bundes oder der Statistischen Ämter identisch. 14 Indikatoren unterscheiden sich leicht in der Methodik oder den dargestellten Daten oder betreffen ein ähnliches Themenfeld und 12 landesspezifische Indikatoren vervollständigen das Bild der nachhaltigen Entwicklung im Land.
Mit jeder Berichtsfortschreibung werden alle Indikatoren auf Aussagekraft und Aktualität überprüft. Hierzu ist ein ständiges kritisches Hinterfragen des Indikatorensatzes notwendig. Dies gilt insbesondere für solche Indikatoren, deren Erhebung wünschenswert wäre, zu denen aber bislang keine Daten zur Verfügung stehen.
Bewertung der Statusindikatoren
Die Bewertung der Indikatoren erfolgt nach dem Ampelsystem und lässt sich folgendermaßen aufschlüsseln:
grün:
Trend ist positiv, deutliche Verbesserung des Zustands ist bereits jetzt oder in absehbarer Zeit erreicht
gelb:
Trend ist positiv, deutliche Verbesserung des Zustands ist in absehbarer Zeit noch nicht erreicht
rot:
Trend ist negativ, deutliche Verbesserung des Zustands ist in absehbarer Zeit nicht erreicht
ohne Farben:
keine Bewertung möglich
Bei der Bewertung werden sowohl die Datenkurve als auch der Zustand des jeweiligen Indikators einbezogen. So gibt es beispielsweise Indikatoren, bei denen es anhand eines wünschenswerten Anstiegs zwar eine positive Entwicklung zu verzeichnen gibt, der Gesamtwert aber noch immer zu niedrig erscheint. Der Trend eines solchen Indikators wurde mit der Farbe Gelb gekennzeichnet.
Von 52 Statusindikatoren weisen 13 Indikatoren eine positive Bewertung auf (grün; 25 Prozent), wohingegen 10 Indikatoren negativ bewertet werden (rot; 19 Prozent). Bei 26 Statusindikatoren ist weder eine positive noch eine negative Bewertung möglich (gelb; 50 Prozent). Bei 3 Indikatoren ist keine Bewertung möglich.
Im Vorgängerbericht 2019 wurden 53 Indikatoren bewertet, 18 davon grün (35 Prozent), 22 gelb (41 Prozent) und 10 rot (19 Prozent). Damals war ebenfalls bei 3 Indikatoren eine Bewertung nicht möglich.
Es zeigt sich, dass viele Statusindikatoren bereits eine positive Bewertung aufweisen oder sich zumindest in die wünschenswerte Richtung entwickeln, an anderer Stelle aber noch Handlungsbedarf besteht. Die Bewertungen geben allerdings nur einen ersten Hinweis auf den Stand und die Entwicklung der Indikatoren, sie ersetzen nicht wichtige Erläuterungen in den Texten.