Stickstoffdioxidbelastung im städtischen Hintergrund
Definition
Der Indikator Stickstoffdioxidbelastung (NO2) im städtischen Hintergrund steht für die langfristige, mittlere Luftbelastung in städtischen Wohngebieten, unabhängig von lokalen Spitzenwerten. Als Vergleich werden hier auch die mittleren NO2-Konzentrationen an höher belasteten Straßenabschnitten und in den quellfernen, unbelasteten Höhenlagen des Schwarzwaldes betrachtet. Die Berechnung erfolgt auf Grundlage von Messdaten aus den Stationen des landesweiten Luftmessnetzes, wofür im städtischen Hintergrund 25 Messstationen und in Straßennähe drei Messstationen herangezogen werden. Für die Hintergrundbelastung in ländlichen Gebieten steht die Messstation Schwarzwald-Süd. Angegeben sind die als arithmetisches Jahresmittel gebildeten Kenngrößen in Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³).
Beschreibung
Die im städtischen Hintergrund gemessene Schadstoffbelastung der Luft ist für einen weiten Teil der Stadtfläche repräsentativ und entspricht damit dem Schadstoffniveau, dem die Mehrzahl der in Städten Wohnenden dauerhaft ausgesetzt ist. Davon unabhängig können Menschen kurzzeitig wesentlich höheren Schadstoffbelastungen ausgesetzt sein, wenn sie sich in unmittelbarer Nähe von Luftschadstoffquellen aufhalten. Hauptquelle der Stickstoffdioxid-Immissionen ist der Straßenverkehr. An hochbelasteten Standorten verursacht er bis zu drei Viertel der gemessenen Belastung. Erhöhte NO2-Konzentrationen können beim Menschen zu Reizungen der Atemwege führen. Gefährdet sind insbesondere Bevölkerungsgruppen wie Kranke, Alte, Kinder und Schwangere. NO2 ist zudem eine wichtige Vorläufersubstanz für die sommerliche Ozonbildung in den bodennahen Luftschichten.
Entwicklung und Bewertung
Die Stickstoffdioxidbelastung im städtischen Hintergrund ist seit Anfang der Neunzigerjahre stark rückläufig. Während 1990 an einigen Messstationen im städtischen Hintergrund NO2-Konzentrationen über 50 µg/m³ und an keiner Station NO2-Konzentrationen unter 20 µg/m³ gemessen wurden, liegen die Konzentrationen 2021 im Mittel bei 15,5 µg/m³, und alle Stationen liegen bei 20 µg/m³ oder darunter. In Straßennähe sind die NO2-Konzentrationen in den vergangenen 25 Jahren noch deutlicher gesunken, liegen hier aber immer noch etwa doppelt so hoch wie im städtischen Hintergrund. 2021 lag an der Spotmessstelle Ludwigsburg Schlossstraße mit einer Konzentration von 43 µg/m³ in nur noch eine einzige Überschreitung der Luftqualitätsgrenzwerte vor. Im ersten Halbjahr 2022 lag auch hier die NO2-Konzentration unter dem Grenzwert.
Der Straßenverkehr ist der Hauptverursacher der NO2-Belastung. Die starken NO2-Immissionsrückgänge sind auf die Maßnahmen der Luftreinhaltung auf allen handelnden Ebenen zurückzuführen. Hierzu zählen die Schaffung von Mobilitätsalternativen durch Förderung umweltfreundlicher Verkehrsträger, lokale Maßnahmen zur Verkehrslenkung und -reduktion sowie die Einführung der Abgasnorm Euro 6/VI auf europäischer Ebene.
Die Reduzierung des Verkehrs infolge der Corona-Pandemie in den vergangenen zwei Jahren – im Jahr 2020 lagen die Verkehrsstärken durchschnittlich um 10 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum – wirkt sich direkt auf die gemessenen NO2-Immissionswerte aus. Die Verkehrsstärken liegen 2021 und im ersten Halbjahr 2022 weiter unter dem Vor-Corona-Niveau.
Trendbewertung
Leitsatz Gesundheitsförderliche Lebenswelt
Nachhaltig handeln in Baden-Württemberg heißt …
… eine gesundheitsförderliche Lebenswelt zu ermöglichen.