Erwerbstätigkeit
Definition
Der Indikator bildet für verschiedene Altersgruppen den Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung derselben Altersgruppen in Prozent ab. Zu den Erwerbstätigen zählen nach dem Konzept der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) alle Personen, die in der Berichtswoche mindestens eine Stunde lang gegen Entgelt gearbeitet haben oder einer auf Bezahlung ausgerichteten Tätigkeit nachgegangen sind. Dazu zählen auch Personen, die aufgrund von Urlaub, Krankheit, Mutterschutz, Elternzeit oder anderem vorübergehend nicht gearbeitet haben. Die Erwerbstätigenquote gibt keine Auskunft über die Zahl geleisteter Arbeitsstunden, da zwischen geringfügiger Erwerbstätigkeit, Teilzeit- und Vollzeit-Erwerbstätigkeit nicht unterschieden wird.
Beschreibung
Eine breite Erwerbsbeteiligung der erwerbsfähigen Bevölkerung ist von großer Bedeutung für den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft. Aber auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung ist eine weitere Zunahme des Beschäftigungsniveaus und der Erwerbsbeteiligung von Frauen, Älteren, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderung ein wichtiges politisches Ziel. Ein Rückgang der Erwerbsbevölkerung Baden-Württembergs wird nach 2025 erwartet und hat Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme, denen eine Unterfinanzierung droht.
Durch die Corona-Pandemie wurde der Arbeitsmarkt zusätzlich stark gefordert. Mit mehreren Sonderregelungen hat die Bundesregierung in dieser Zeit unter anderem den Zugang zu Kurzarbeitergeld erleichtert und die Unterstützung der Arbeitgeber ausgebaut.
Für Einzelne bedeutet Erwerbstätigkeit in der Regel Schutz vor Armut und gesellschaftlicher Ausgrenzung. Daher ist es erforderlich, das vorhandene Arbeitskraftpotenzial möglichst gut auszuschöpfen.
Entwicklung und Bewertung
In Baden-Württemberg ist der Zielwert der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (Erwerbstätigenquote von 78,0 Prozent) bei den 20- bis unter 65-Jährigen bereits seit 2007 erreicht. 2021 waren 81,5 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung erwerbstätig. Die Erwerbstätigenquote der Frauen ist deutlich stärker angestiegen als die der Männer. Der geschlechtsspezifische Unterschied ist seit 2005 von 13,0 auf 8,4 Prozentpunkte zurückgegangen.
Die Menschen bleiben mittlerweile länger erwerbstätig. Die Quote der 60- bis unter 65-jährigen Erwerbstätigen ist von 33,7 Prozent im Jahr 2005 auf 66,0 Prozent im Jahr 2021 angestiegen und hat sich damit fast verdoppelt. Das bundesdeutsche Ziel einer Erwerbstätigenquote von 60,0 Prozent in der älteren Bevölkerung ist damit ebenfalls erreicht. Auch in dieser Altersgruppe nahm der Anteil erwerbstätiger Frauen stärker zu als der der Männer. Ebenfalls seit 2005 mehr als verdoppelt hat sich die Quote in der Gruppe der 65- bis unter 70-Jährigen (2021: 20,7 Prozent). Ein späteres gesetzliches Renteneintrittsalter, finanzielle Gründe oder auch der Wunsch, über das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus Teil der Erwerbsbevölkerung zu sein, können dabei eine Rolle spielen.
Im Zuge der Corona-Pandemie zeigen sich Rückgänge der Erwerbsbeteiligung in allen betrachteten Altersgruppen. Unter den 30- bis unter 50-Jährigen sind es insbesondere Männer in Haushalten ohne Kinder und Frauen mit Kindern, für die im Zuge der Corona-Pandemie ein deutlicher Rückgang der Erwerbstätigkeit verzeichnet wurde.
Bundesregierung 2021: Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie. Weiterentwicklung 2021
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Statistisches Monatsheft 4/2019: Rückgang der Erwerbspersonenzahl erst nach 2025 zu erwarten:
Monatshefte Beitrag 19.04.04
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2022: Statistik Aktuell Ausgabe 2022: Lebenssituation älterer Menschen in Baden-Württemberg
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2021: Pressemitteilung 349/2021 Corona-Pandemie: Deutlicher Rückgang der Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Kindern. Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern ohne Kinder gleichen sich an (zuletzt aufgerufen 17.06.2022)
Landesregierung Baden-Württemberg (2022): Pressemitteilung 07.03.2022: Pandemie hat Frauen zurückgeworfen (zuletzt aufgerufen 17.06.2022)
Trendbewertung
Leitsatz Wandel der Wirtschaft
Nachhaltig handeln in Baden-Württemberg heißt …
… den Wandel der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit in globaler Verantwortung unter Berücksichtigung der Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und unter Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit sowie der Stärkung der Anpassungsfähigkeit voranzutreiben.