Engagementquote
Definition
Der Indikator erfasst den Anteil der über 14-Jährigen in Baden-Württemberg, die sich freiwillig engagieren oder sich dies zukünftig vorstellen können, in Prozent (%). Für die Messung wird auf den Deutschen Freiwilligensurvey (FWS) zurückgegriffen, der seit 1999 alle fünf Jahre erstellt wird. Die jüngste Erhebung stammt aus dem Jahr 2019. Als freiwillig engagiert wird gezählt, wer in der Befragung angibt, freiwillige, unbezahlte oder gegen geringe Aufwandsentschädigung ausgeübte und gemeinwohlorientierte Tätigkeiten zu leisten, die öffentlich (außerhalb von Beruf und Familie) und in der Regel kooperativ ausgeübt werden. Der Freiwilligensurvey berücksichtigt sowohl klassische ehrenamtliche Tätigkeiten als auch solche, die als „Freiwilligenarbeit“ oder „bürgerschaftliches Engagement“ bezeichnet werden, sowie die vielfältigen Formen der Selbsthilfe und der Initiativ- und Projektarbeit.
Beschreibung
Bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement, das sich aus der Mitte der Gesellschaft organisiert, bereichert die Gesellschaft um vielfältige Leistungen zum Wohle und Nutzen der Bürgerinnen und Bürger, fördert gelebte Demokratie und gibt Gelegenheit zur Teilhabe. Der sozio-kulturelle, ökologische und ökonomische Wert kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Entwicklung und Bewertung
2019 engagierten sich 46,1 Prozent der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger ab 14 Jahren freiwillig in der Gesellschaft. Demnach liegt der Anteil der Engagierten 2019 um 1,8 Prozentpunkte höher als noch 2014. Für die Berichte zum Freiwilligensurvey 2019 wurden erstmals die Daten durchgängig auch nach der schulischen Bildung gewichtet und diese in die Analysen einbezogen. Damit wird dem Effekt Rechnung getragen, dass Personen aus unterschiedlichen Bildungsgruppen tendenziell mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit an der Umfrage teilnehmen und gleichzeitig auch zu unterschiedlichen Anteilen freiwillig engagiert sind. Um die Vergleichbarkeit der Erhebungswellen zu gewährleisten, wurden für den Indikatorenbericht 2022 auch die Quoten der Jahre 1999–2014 nachträglich nach Bildung gewichtet. Es ändert sich somit insgesamt das Niveau der Engagementquoten, der Trend des Anstiegs der Engagementquote über die vergangenen 20 Jahre bleibt jedoch im Wesentlichen bestehen.
Weibliche und diverse Personen in Baden-Württemberg sind mit 46,4 Prozent etwas häufiger engagiert als Männer (45,8 %), Ältere ab 65 Jahren (37,7 %) engagieren sich seltener als Jüngere. Den mit 53,2 Prozent größten Anteil engagierter Menschen gibt es in der Gruppe der 30- bis 49-Jährigen.
Das gestiegene Engagement im Verlauf der vergangenen 20 Jahre kann laut Simonson et al. (2021) zumindest in Teilen auf „gesellschaftliche Trends wie die Bildungsexpansion, die gestiegene Erwerbsbeteiligung von Frauen, die verbesserte Gesundheit Älterer und die zunehmende öffentliche Thematisierung von Engagement […]“ zurückgeführt werden.
In Baden-Württemberg zeigt sich über die Hälfte (60,9 %) der nicht freiwillig engagierten Personen bereit, sich in Zukunft einem freiwilligen Engagement zu widmen. Lediglich 21,1 Prozent der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger möchte sich auch zukünftig nicht gesellschaftlich betätigen. Dies ist der niedrigste Stand seit 1999.
Simonson, J., Kelle, N., Kausmann, C., & Clemens Tesch-Römer (Hrsg.) (2021): Freiwilliges Engagement in Deutschland – Der Deutsche Freiwilligensurvey 2019. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2021):
Freiwilliges Engagement in Deutschland. Zusammenfassung zentrale Ergebnisse des Vierten Deutschen Freiwilligensurveys (zuletzt aufgerufen 30.05.2022)
Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA): Deutscher Freiwilligensurvey (FWS). Datengrundlage sind die vom Forschungsdatenzentrum des Deutschen Zentrums für Altersfragen (FDZ-DZA) herausgegebenen Daten des Deutschen Freiwilligensurveys (FWS). SUF FWS 2019, Version 1.0 DOI: 10.5156/FWS.2019.M.002
Trendbewertung
Leitsatz Einbindung der Zivilgesellschaft
Nachhaltig handeln in Baden-Württemberg heißt …
… Entscheidungen offen und transparent unter frühzeitiger Einbindung der Zivilgesellschaft des Landes zu treffen sowie das bürgerschaftliche Engagement zu stärken.