KLIMAWIN
KLIMAWIN-Leitsatzdossier Leitsatz 05
Produkte und Dienstleistungen hinterlassen auch außerhalb der betriebsinternen Prozesse einen ökologischen und sozialen Fußabdruck. Die Produktverantwortung von Unternehmen bezieht sich auf die ethische und nachhaltige Gestaltung, Produktion und Vermarktung von Produkten. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, nicht nur qualitativ hochwertige Produkte anzubieten, sondern auch sicherzustellen, dass ihre Herstellungsprozesse ethischen Standards entsprechen und Umweltauswirkungen minimiert werden. Im Sinne der Produktverantwortung sollten Produkte und Dienstleistungen über ihre gesamte Lebensdauer hinweg klimaschonend und nachhaltig gestaltet sein. Dies kann durch hohe Energieeffizienz, Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwendbarkeit erreicht werden. Unternehmen stehen vor der Aufgabe, innovative Wege zu finden, um den ökologischen Fußabdruck und die sozialen Auswirkungen ihrer Produkte kontinuierlich zu verbessern.
Von einem Engagement für Produktverantwortung können Sie in vielfältiger Weise profitieren. Durch die Steigerung von Effizienzen können Kosten für Rohstoffe, Energie und Transport gesenkt oder die Arbeitsproduktivität erhöht werden. Neben den ökonomischen Aspekten trägt eine nachhaltige Produktgestaltung maßgeblich zur Außenwirkung eines Unternehmens bei. Ihre Kundschaft schätzt hochwertige, langlebige und ökologisch sowie sozial verantwortlich gestaltete Produkte. Das öffentliche Bekenntnis zur Produktverantwortung kann zum positiven Imageträger für Ihr Unternehmen werden und die Marke stärken.
Einer Ihrer ersten Schritte als neues KLIMAWIN-Unternehmen ist das Ausfüllen des Zielkonzepts . Mit dem Zielkonzept formulieren Sie Entwicklungsschritte in Ihrem Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsengagement. Die folgenden Beispiele für selbstgesteckte Ziele können Ihnen als Inspiration für Ihr Zielkonzept dienen. Bitte setzen Sie sich quantifizierte Ziele, wenn es Ihnen möglich ist:
- Produktionsprozesse optimieren
- Wir optimieren kontinuierlich unsere Produkte und Dienstleistungen im Hinblick auf minimale Umweltbelastung, Ressourcenschonung und Energieeffizienz.
- Neben den technischen Anforderungen, den Kosten, Preis und Qualität werden wir in Zukunft auch die ökologischen Auswirkungen des Produktes betrachten. So können frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um die Produkte umweltfreundlich zu gestalten.
- Wir werden unsere Produktionsprozesse durch ein Label unabhängig zertifizieren lassen.
- Ökobilanzierung durchführen
- Wir betrachten nicht nur den CO2-Ausstoß eines Produkts im Einsatz, sondern während seines gesamten Produktlebenszyklus – den sogenannten „Product Carbon Footprint“.
- Wir erstellen ein einfaches Ökobilanzierungstool zur Anwendung in der Produktentwicklung.
- Wir werden unsere Wertschöpfungsprozesse und die Produktlebenszyklen bezüglich Klimaschutz und Nachhaltigkeit untersuchen und Transparenz herstellen.
- Wir setzen uns zum Ziel, unsere Produkte mit Hilfe eines Dienstleistungsunternehmens zu bewerten und einen CO2-Fußabdruck zu erstellen.
- Nutzungsphase klimaschonend und nachhaltig gestalten
- Wir setzten uns zum Ziel, unsere Produkte und Dienstleistungen während ihrer Nutzungsphase so klimaschonend und nachhaltig wie möglich zu gestalten.
- Wir werden für all unsere Produkte Reparaturanleitungen kostenlos zur Verfügung stellen.
- Kreislauffähigkeit herstellen
- In Zukunft sollen unsere Produkte und Dienstleistungen in ihrer ursprünglichen Nutzungsform mehrfach wiederverwendet werden können.
- Bis [Jahr] werden alle unsere Produkte und Dienstleistungen recycelbar sein.
- Wir schaffen Transparenz darüber, wie unsere Produkte und Dienstleistungen am Ende ihrer Nutzungsphase behandelt werden sollten.
- Wir erhöhen den Anteil an Rezyklaten um [Prozentsatz] Prozent.
- Wir führen Rücknahmeprogrammen für Produkte am Ende ihrer Lebensdauer ein, um Recycling und umweltfreundliche Entsorgung zu fördern.
- Mit Kundschaft in Dialog treten
- Wir messen am Feedback und durch regelmäßig stattfindende Stakeholderdialoge, wie zufrieden unsere Kundschaft mit den Umweltinformationen zu unseren Produkten ist.
- Für unsere Kundinnen und Kunden werden wir transparent darlegen, wie hoch die Treibhausgasemissionen sind, die durch unsere Produkte und Dienstleistungen entstehen.
Wir möchten die Erlangung von Zertifikaten oder Labeln für nachhaltige Produktionspraktiken erhöhen, um die Glaubwürdigkeit und Transparenz gegenüber Kundinnen und Kunden sowie Stakeholdern zu stärken.
Ein zentraler Baustein einer Unternehmenspolitik für mehr Produktverantwortung kann die Schaffung von Transparenz sein. Methoden wie die Lebenszyklusanalyse helfen Ihnen dabei, sich einen Überblick über den Lebensweg von Produkten und Dienstleistungen zu verschaffen. Mit produktbezogenen Maßnahmen optimieren Sie die Nachhaltigkeit von Produkten und Dienstleistungen. Um Abläufe in Ihrem Unternehmen und außerhalb sozial und ökologisch nachhaltig zu gestalten, können Sie auf unterschiedliche managementorientierte Lösungsansätze zurückgreifen.
3.1 Transparenz
Um Verantwortung für Ihr Produkt zu übernehmen, sollten Sie einen Überblick über vor- und nachgelagerte Prozesse und Produktionsschritte haben. Geeignete Instrumente, die Ihnen dabei helfen, sind u. a. die Lebenszyklus- und Lieferkettenanalyse und der CO2 -Fußabdruck.
3.1.1 Lieferkettenanalyse
Mit der Lieferkettenanalyse werden vorgelagerte Prozesse und Komponenten, die in Ihr Produkt eingehen, analysiert. Sie werden nach sozialen und ökologischen Maßstäben untersucht und bewertet.
3.1.2 Lebenszyklusanalyse
Die Lebenszyklusanalyse spannt einen weiteren Rahmen. Neben den vorgelagerten werden auch nachgelagerte Prozesse und Komponenten einbezogen. Ziel ist es, einen ganzheitlichen Überblick über die Stationen zu gewinnen, die Ihr Produkt während seines gesamten Lebens durchläuft.
Bei der Lebenszyklusanalyse liegt der Fokus stärker auf ökologischen Aspekten wie dem Ressourcenverbrauch oder der Wiederverwertbarkeit als bei der Lieferkettenanalyse. Die Methodik der Lebenszyklusanalyse hilft Ihnen bei der systematischen Erfassung des Lebenszyklus Ihrer Produkte und Dienstleistungen.
3.1.3 CO2 -Fußabdruck
Mit dem CO2 -Fußabdruck erfassen Sie die Menge an CO2-Emissionen, die durch Ihre Produkte oder Dienstleistungen verursacht werden. Wenn Sie zusätzlich noch die Ressourcenwirkung in Ihre Betrachtung einbeziehen, erhalten Sie den ökologischen Fußabdruck.
3.2 Produktbezogene Lösungsansätze
Entscheidend für die klimaschonende Wirkung und Nachhaltigkeit eines Produkts ist bereits die Designphase. Mit produktbezogenen Lösungsansätzen arbeiten Sie daran, die Eigenschaften Ihrer Produkte und Dienstleistungen gezielt nach Gesichtspunkten des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit zu optimieren. Dadurch können Ressourcen und Kosten eingespart, die Außenwirkung des Produktes verbessert und Innovationspotenziale erschlossen werden.
3.2.1 Nachhaltiges Produktdesign
Nachhaltiges Produktdesign zielt darauf ab, die Umweltauswirkungen sowie die sozialen Auswirkungen eines Produktes zu mindern. Zentrale Stellschrauben für ein nachhaltiges Design sind:
- Material- und Energieeinsatz
- Sozial- und Gesundheitsverträglichkeit
- Gebrauchstauglichkeit und Langlebigkeit
- Emissionen und Abfälle
- Wiederverwertbarkeit
Oftmals werden vor allem ökologische Aspekte in den Vordergrund gestellt (Ökodesign). Einen Überblick über zentrale Leitlinien des Ökodesigns finden Sie beispielsweise auf der Internetseite des Umweltbundesamtes (Link: https://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/produkte/oekodesign).
3.2.2 Produktlabel
Labels und Zertifikate bieten einen Orientierungsrahmen dafür, wie Sie Ihr Produkt nach ökologischen oder sozialen Standards designen und optimieren können. Öko-Label wie der Blaue Engel oder das Fairtrade-Label, das soziale Gesichtspunkte von Nachhaltigkeit anspricht, stellen klare Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen. Die Kriterienkataloge können Ihnen als Checkliste dienen. Gleichzeitig schaffen Sie mehr Transparenz für Ihre Kundschaft.
3.2.3 Reparatur und Remanufacturing
Reparatur und Remanufacturing von Produkten helfen dabei, Ressourcen einzusparen und die Langlebigkeit der Güter wieder mit einem Wert zu versehen. Während beim Recycling Ausgangsmaterialien zu Sekundärrohstoffen weiterverarbeitet werden, bezeichnet das Remanufacturing den Prozess der Zerlegung, Aufarbeitung (säubern, reparieren, austauschen) und die Neumontage von Produkten. Ziel ist die Neunutzung des Produktes in seiner ursprünglichen Funktion. Bekannt ist diese Praxis u. a. von Laptops oder aus der Automobilindustrie. Remanufacturing wird hier im industriellen Maßstab betrieben. Die Reparatur setzt weiter vorne im Produktzyklus an und ermöglicht die weitere Nutzung. Diese Fähigkeiten sind bereits beim Produktdesign mitzubedenken.
3.3 Managementorientierte Lösungsansätze
Mit managementorientierten Lösungsansätzen arbeiten Sie gezielt an der Optimierung von Prozessen in Ihrem Unternehmen, bei Zulieferern und in Partnerschaften.
Wie kann ich bei der Beschaffung von Verbrauchs- oder Hilfsmitteln, wie zum Beispiel Computern, Gesichtspunkte der Nachhaltigkeit zugrunde legen?
Methodische Hilfestellung bei der Klärung dieser Fragen liefern die nachhaltige Beschaffung oder ein nachhaltiges Supply Chain Management. Hiermit steuern Sie unternehmensübergreifende Material-, Finanz- und Informationsflüsse unter Berücksichtigung der drei Nachhaltigkeitsdimensionen.
Hierbei gilt: Das Rad muss nicht neu erfunden werden! Beispiele von Wettbewerberinnen und Wettbewerbern oder Partnern sowie branchenübergreifende Initiativen helfen spezifische Herangehensweisen und Ansatzpunkte zu erkennen.
3.3.1 Zulieferunternehmen einbinden
Um für das Thema Produktverantwortung zu sensibilisieren und einen besseren Überblick über Ihre Lieferkette zu bekommen, sollten Sie Ihre Zulieferunternehmen in den Prozess einbinden.
Sprechen Sie Ihre Zulieferunternehmen gezielt an: Bei mehreren Zulieferunternehmen bietet sich eine eigene Info-Veranstaltung an. Genauso gut können Sie das Thema aber auch in Verhandlungsgesprächen ansprechen. Wichtig ist, dass Sie Ihre Erwartungen gegenüber Ihren Geschäftspartnerinnen und -partnern formulieren und auf Ihr Engagement aufmerksam machen.
Weitere Informationen
Hier finden Sie weitere Informationen zur Produktverantwortung:
- European platform on life cycle assessment: https://eplca.jrc.ec.europa.eu/
- Informationen zum Ökodesign vom Umweltbundesamt: https://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/produkte/oekodesign
- Übersicht über soziale und ökologische Produktsiegel vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: https://www.siegelklarheit.de/
- KMU Kompass für nachhaltige Lieferketten: https://kompass.wirtschaft-entwicklung.de/
- Circular Thinking in Standards von DIN: https://www.din.de/resource/blob/954722/817ac05b868cad6959d3358b58127050/circular-thinking-in-standards-normen-zur-umsetzung-der-r-strategien-data.pdf
Um das Erreichen Ihrer Ziele später überprüfen zu können, sollten Sie neben der qualitativen Beschreibung ergriffener Maßnahmen und Erfolge auch quantitative Indikatoren verwenden. Vorschläge für quantitative Indikatoren zur Messung des Leitsatzes sind:
- Product-Carbon-Footprint, product- bzw. dienstleistungsorientierte CO2-Bilanz
- Anteil recyclingfähiger Materialien in Produkten und Dienstleistung
- Durchschnittliche Nutzungsdauer der Produkte und Dienstleistungen
- Anteil an ökologisch und nachhaltig zertifizierten Produkten und Dienstleistungen
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) formuliert seit 2023 die Regeln zur nicht-finanziellen Berichterstattung von Unternehmen. Als Teil der CSRD legen die 12 European Sustainability Reporting Standards (ESRS) die wesentlichen Themenfelder der unternehmerischen Nachhaltigkeitsberichterstattung fest. Der KLIMAWIN-Leitsatz 05 – Produktverantwortung berührt den Großteil der ESRS, hat aber keine umfassende Überschneidung mit einem bestimmten Leitsatz. Teilaspekte decken sich mit den folgenden ESRS:
- ESRS E1 Klimawandel
- ESRS E2 Umweltverschmutzung
- ESRS E3 Wasser- und Meeresressourcen
- ESRS E4 Biologische Vielfalt und Ökosysteme
- ESRS E5 Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft
- ESRS S1 Eigene Belegschaft
- ESRS S2 Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette
- ESRS S3 Betroffene Gemeinschaften
- ESRS S4 Verbraucher und Endnutzer